Gesundheitsversorgung in der Zentralafrikanischen Republik wird ausgeweitet

06.06.2013
Neues Nothilfeprogramm nach Putsch
Weite Teile der Bevölkerung in Bangui flüchteten aus Angst vor gewaltsamen Übergriffen.
Ton Koene
Zentralafrikanische Republik, 29.05.2013: Weite Teile der Bevölkerung in Bangui flüchteten aus Angst vor gewaltsamen Übergriffen.

Drei Monate nach dem Putsch in der Zentralafrikanischen Republik hat Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten für tausende Menschen weiter ausgebaut. Die Organisation eröffnete ein neues Nothilfeprogramm in Bossangoa, nördlich der Hauptstadt Bangui, wo Mitarbeiter mehr als 300 ambulante Untersuchungen pro Tag durchführen. Die Teams versuchen in mehreren Bezirken die Bevölkerung, die sich aus Angst in der Umgebung versteckt hält, mit mobilen Kliniken zu erreichen.

Nachdem in Bossangoa das Gesundheitspersonal der Stadt teilweise ihre Arbeitsplätze verlassen hat, hilft Ärzte ohne Grenzen zirka 150.000 Menschen, die unter dem Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung leiden. Der Fokus liegt auf der Behandlung von Malaria, Durchfallerkrankungen, Mangelernährung sowie sexueller Gewalt. 53 Prozent der Kinder unter fünf Jahren, die ambulant behandelt wurden, leiden an Malaria. Bei 50 Prozent der schwangeren Frauen wurde ebenfalls Malaria diagnostiziert. Diese Woche startet Ärzte ohne Grenzen eine zweimonatige Notfall-Maßnahme, bei der antiretrovirale Medikamente für HIV/AIDS Patienten im Spital von Bossangoa bereitgestellt werden.

Behandlungen müssen ausgesetzt werden

„Zirka 11.000 HIV positive Menschen in der Zentralafrikanischen Republik mussten ihre Behandlung unterbrechen, weil im Zuge von Plünderungen Medikamente verschwunden sind",  sagt Chury Baysa, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Mit unserem Programm bemühen wir uns weiter darum, die Gesundheit der Patienten zu verbessern sowie das Leid und die Sterblichkeit aufgrund von HIV/AIDS zu reduzieren."

Hilfe für Vertriebene

Teams von Ärzte ohne Grenzen evaluieren in einem Hilfsprogramm im nordwestlichen Batangafo die Situation von zirka 8.000 Menschen, die im April vertrieben wurden. Mehrere Dörfer wurden im Zuge des Konflikts zwischen der lokalen Bevölkerung und einer nomadischen Gruppe aus dem Tschad niedergebrannt.  Nächste Woche werden Teams mobile Kliniken in Regionen bringen, in denen viele Vertriebene Zuflucht gesucht haben. Sie werden dort mit der Verteilung von Hilfsgütern wie Moskitonetzen, Decken und Seife beginnen.

Situation in Bangui entspannt sich

Verhältnismäßig ruhig ist es wieder in Bangui, wo Ärzte ohne Grenzen gerade einen dreimonatigen Noteinsatz im Krankenhaus beendet hat. Das Team von Ärzte ohne Grenzen hat 1.072 Patienten behandelt, 36 Prozent davon litten an Schussverletzungen und 149 Personen mussten operiert werden. Der Betrieb im Spital läuft wieder normal, da Mitarbeiter die während der Unruhen geflohen waren, wieder zurückgekehrt sind. Der Operationssaal und die Sterilisationsanlage sind nun gut ausgestattet und es gibt ausreichend Medikamentenvorräte.

Doppelte Krise

Die beginnende Malariasaison lässt befürchten, dass die ohnehin schon hohe Sterblichkeitsrate aufgrund der fehlenden medizinischen Versorgung extrem ansteigen könnte. „Die Gesundheitsprobleme sind enorm, besonders außerhalb der Hauptstadt wo das Gesundheitssystem seit Jahren schwach ist. Es ist eine neue Krise für eine seit Jahren geplagte Bevölkerung. Es mangelt vor allem am Zugang zu medizinischer Grundversorgung und an Medikamenten in den Gesundheitseinrichtungen. Die größten Engpässe gibt es beim Import und der Verteilung im Land", sagt Ellen van der Velden, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen. „Wir appellieren an andere nichtstaatliche Organisationen, Geldgeber und die Vereinten Nationen, die Bevölkerung dieses Landes zu unterstützen."

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1996 in der Zentralafrikanischen Republik und hat Hilfsprogramme in Batangafo, Boguila, Carnot, Kabo, Ndélé, Paoua und Zemio.