Freiluftausstellung „Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe“ in Wien eröffnet

02.10.2019
Mit einem Appell zum Hinsehen hat Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, heute am Wiener Karlsplatz die Ausstellung „Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe“ eröffnet.
Karlsplatz, Wien, 2. Oktober 2019: Die Freiluftaustellung kann noch bis 13. Oktober besucht werden
Annette Leopold/MSF
Karlsplatz, Wien, 2. Oktober 2019: Die Freiluftaustellung kann noch bis 13. Oktober besucht werden

Mit einem Appell zum Hinsehen hat Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, heute am Wiener Karlsplatz die Ausstellung „Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe“ eröffnet. Ärzte ohne Grenzen Österreich wurde vor  25 Jahren gegründet.  Die Freiluftausstellung kann bis 13. Oktober kostenlos besucht werden. Konkrete Beispiele wie ein Ebola-Schutzanzug oder ein aufblasbarer OP-Saal machen die Arbeit der humanitären Nothilfeorganisation greifbar. Leyser strich vor allem die „vernachlässigte Krise“ aus Ebola, Masern und Vertreibung in der Demokratischen Republik Kongo hervor: eines von vielen Einsatzgebieten von Ärzte ohne Grenzen. 

„Mit unserer Ausstellung ‚Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe‘ laden wir die Menschen ein, für kurze Zeit in die Realität unserer Arbeit einzutauchen und unsere täglichen Herausforderungen, aber auch einige unserer Erfolgserlebnisse mit uns zu teilen“, sagte Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, bei der Eröffnung der Ausstellung in Wien. „Wir freuen uns besonders, anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Ärzte ohne Grenzen Österreich zu zeigen, wie unsere Hilfe konkret aussieht.“
 

Tragende Rolle des Wiener Büros


Ärzte ohne Grenzen Österreich wurde im Juni 1994 vom Arzt Clemens Vlasich mit einigen wenigen Gleichgesinnten gegründet. Inzwischen besteht das Team im Wiener Büro aus rund 80 Angestellten sowie rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die weltweit im Einsatz sind. Innerhalb der internationalen Organisation hat Ärzte ohne Grenzen Österreich längst eine tragende Rolle übernommen: In Wien werden wichtige Schulungen entwickelt, seit 2004 ist hier eine Abteilung angesiedelt, die Hilfsprogramme mit Blick auf künftige Verbesserungen evaluiert. Maßgeblich zur Qualitätssicherung trägt auch die „GIS-Unit“ bei: Von Wien aus werden Teams auf der ganzen Welt mit satellitengestützten Geo-Daten versorgt – eine wichtige Hilfe, wenn es etwa darum geht, geeignete Standorte für Brunnenbohrungen zu finden.
 

Zwölf Tage Einsatz am Karlsplatz


Die Ausstellung „Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe“ besteht aus originalgetreu ausgestatteten Zelten und Holzbauten, die den Karlsplatz zwölf Tage lang in einen Mikrokosmos der humanitären Hilfe verwandeln. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie Medikamente in Krisengebiete gelangen und wie Trinkwasser aufbereitet wird oder was bei der Durchführung von Impfkampagnen zu berücksichtigen ist; auch ein aufblasbarer Operationssaal ist zu sehen.

In der Ausstellung wird auch erklärt, wie ein Ebola-Schutzanzug angelegt wird. Etwas, das die Teams von Ärzte ohne Grenzen derzeit während der aktuellen Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo derzeit tagtäglich tun müssen. Für Laura Leyser ist die betroffene Region im Nordosten des Landes ein Beispiel für eine „vernachlässigte Krise“. Mehr als ein Jahr nach Ausbruch hat die Ebola-Epidemie bereits mehr als 2.100 Todesopfer gekostet. „Die Situation ist äußerst besorgniserregend und immer noch nicht unter Kontrolle“, so Leyser. Dabei sei Ebola neben einer Masernepidemie, Malaria sowie Massenvertreibungen nur eine von vielen Krisen in dieser Region: „Die Ausstellung über die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen soll vor allem auch die vergessenen Krisen ins Blickfeld rücken.“ Leyser weiter: „Mit ‚Ärzte ohne Grenzen aus nächster Nähe‘ möchten wir aufzeigen, was professionelle Hilfe für die betroffenen Menschen in den Krisengebieten konkret bedeutet. Zugleich wollen wir das Verständnis für die konkrete Bedeutung des Rechts auf medizinische und humanitäre Hilfe schärfen – und veranschaulichen, warum es so wichtig ist, dieses Recht zu schützen.“
 

Wie man in 25 Tagen 100.000 Kinder impft


Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos, erfahrene Einsatzmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bieten Führungen an und berichten von ihren persönlichen Erfahrungen während ihrer Hilfseinsätze. Einer von ihnen ist Georg Geyer, der soeben von seinem zwölften Einsatz zurückgekommen ist. Neun Monate war er als Logistik-Koordinator im Tschad, wo er unter anderem eine große Impfkampagne umgesetzt hat. Georg Geyer: „Zehn Teams mit mehr als 100 Personen zu koordinieren, die in 25 Tagen eine Masern-Impfkampagne für 100.000 Kinder an ca. 400 Impfstationen umsetzen, war eine große Herausforderung. Noch dazu im Freien, bei 45 Grad plus.“ Von diesen und anderen Herausforderungen können sich Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Ausstellung hautnah ein eigenes Bild machen.

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) leistet seit 1971 medizinische Nothilfe in Krisengebieten auf der ganzen Welt. Die Arbeit der Hilfsorganisation basiert auf der Überzeugung, dass jeder Mensch in Not ein Recht auf Hilfe hat, unabhängig von Herkunft, Weltanschauung oder Religion. Schwerpunkte sind Hilfseinsätze in Konfliktgebieten, bei Flüchtlingskrisen, in Regionen mit unzureichender medizinischer Versorgung, bei Ernährungskrisen und nach Katastrophen sowie Epidemien. Im Jahr 2018 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation mehr als 11,2 Millionen ambulante medizinische Behandlungen durchgeführt und über 750.000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt.

Informationen zur Ausstellung:
 
Wien, Karlsplatz
2. bis 13. Oktober 2018
Täglich von 10 bis 18.00 Uhr
Eintritt frei
 
Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung von Schulklassen und Gruppen: 0680/50 36 302
 
Projektleitung: Marion Jaros-Nitsch