Fotoreportage Kala Azar in Indien

08.11.2011
Diagnose und Behandlung der tödlichen Krankheit
Indien 2011
Anna Surinyach/MSF
Hajipur, Indien, 08.08.2011: Im Kala Azar-Diagnose- und Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen im Bundesstaat Bihar.

Die viszerale Leishmaniose ist weltweit besser bekannt unter dem Namen Kala Azar. Seit 2007 behandelt Ärzte ohne Grenzen im Bundesstaat Bihar in Nord-Indien diese schwere Erkrankung, die tödlich sein kann. Eine Fotoreportage schildert den Alltag im Diagnose- und Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen.

 

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Indien, 08.08.2011: Bihar im nord-östlichen Teil Indiens ist einer der ärmsten und am wenigsten entwickelten Bundesstaaten des Landes. Die Landwirtschaft ist der wichtigste wirtschaftliche Motor der Region. Die meisten ihrer Einwohnerinnen und Einwohner besitzen kein Land und sind gezwungen, viele Stunden für sehr niedrige Löhne zu arbeiten.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Bihar verzeichnet auch mehr Fälle der viszeralen Leishmaniose (VL) als irgendwer sonst auf der Welt. VL ist eine parasitäre Erkrankung, die, wenn sie unbehandelt bleibt, fast immer tödlich endet. VL ist weltweit bekannt als Kala Azar.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Im Juli 2007 eröffnete Ärzte ohne Grenzen ein Kala Azar-Projekt in Vaishali, im Zentrum von Bihar. Hajipur, die Hauptstadt des Bezirks und die Basis des Projekts, ist eine Stadt mit etwa 700.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In den vier Jahren seit der Eröffnung wurden rund 8.000 Menschen erfolgreich behandelt.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Das Krankenhaus Sadar in Hajipur ist das Referenzkrankenhaus des Distriktes. Das von Ärzte ohne Grenzen betriebene Kala Azar-Diagnose- und Behandlungszentrum liegt im zweiten Stock des Hauptgebäudes. Die meisten der 40 Betten in der Abteilung sind immer besetzt.
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Indien, 08.08.2011: Die 27-jährige Baby hatte mehrere Wochen lang Fieber. Sie kam in die Ambulanz des Krankenhauses, und da Verdacht auf Kala Azar bestand wurde sie in den zweiten Stock überwiesen für einen schnellen diagnostischen Test.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Neben Fieber, gehören zu den Symptomen von Kala Azar Appetitlosigkeit, eine vergrößerte Milz und Leber und Anämie. Die Infektion tritt auf, wenn der Parasit durch den Biss einer Sandfliege übertragen wird. Die Symptome treten in der Regel rund zwei Wochen nach dem Biss auf.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Der Schnelltest zur Bestätigung der Infektion mit dem Parasiten ist bekannt als „rK39“. Innerhalb von 15 Minuten liefert der Test das Ergebnis. Auf der Basis des Tests und zusammen mit den auftretenden Symptomen kann Kala Azar diagnostiziert werden.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Der Schnelltest ist jedoch nicht immer verlässlich. In einigen Fällen kann der Patient alle klinischen Symptome aufweisen, aber der Test negativ sein. Dies tritt vor allem bei HIV-Patientinnen und Patienten häufig auf. In diesen Fällen ist eine spezielle Untersuchung der Milz erforderlich, um den Parasiten zu erkennen und die Krankheit feststellen zu können.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Alle komplizierten Kala Azar-Fälle werden im Krankenhaus behandelt. Dazu gehören Patientinnen und Patienten mit schwerer Anämie, HIV, schwerer akuter Mangelernährung, schwangere Frauen, Kleinkinder und ältere Menschen. Einfache Fälle werden ambulant behandelt, da die Behandlung vier Einheiten eines speziellen, sehr wirkungsvollen Medikaments („LAmB“) umfasst.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Der 18-jährige Mukesh wurde vor drei Tagen in das Sadar Krankenhaus eingewiesen. Sein Fall ist nicht kompliziert. Sein Fieber ist gesunken und er fühlte sich nach der zweiten Dosis besser. Die Krankheit wurde an einer privaten Klinik diagnostiziert, zur Behandlung wurde er jedoch an das Sadar Krankenhaus verwiesen.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Kala Azar steht auf der Liste der Tropenkrankheiten der Weltgesundheitsorganisation. Die meisten davon betroffenen Menschen sind arm. Doch es gibt wenig Forschung, um wirkungsvollere und einfachere Diagnose- und Behandlungsmethoden zu finden.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Ärzte ohne Grenzen behandelt die Krankheit seit Start des Projekts mit dem Medikament „LAmB“. Traditionell wurde Kala Azar mit dem Medikament SSG behandelt, gegen das viele Menschen in Indien und Bangladesch mittlerweile eine Resistenz entwickelt haben.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: „LAmB“ gehört zu den besten Alternativen zu SSG. Es ist weniger toxisch, hat weniger Nebenwirkungen, die Behandlung dauert kürzer und es ist sehr wirkungsvoll. In diesem Projekt liegt die Heilungsrate bei der Erstbehandlung derzeit bei 98 Prozent.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Kamli Devi, 50 Jahre alt, ist derzeit im Mahua-Gesundheitszentrum in Behandlung. Nach der zweiten Dosis gewann sie an Kraft und begann langsam, wieder zu gehen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt fünf Gesundheitszentren außerhalb des Sadar Krankenhauses, wo Fälle, die nicht kompliziert sind, ambulant behandelt werden.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Die häufigsten Komplikationen, die bei Kala Azar-Patientinnen und -Patienten auftreten, sind die HIV-Koinfektion und die Post-Kala-Azar dermale Leishmaniose (PKDL).
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Hajipur, Indien, 27.02.2008: Der 30-jährige Chandeshwar ist an PKDL erkrankt. Diese Infektion tritt bei einigen Patientinnen und Patienten auf, die bereits auf Kala Azar behandelt worden waren. Post-Kala-Azar dermale Leishmaniose ist vor allem in Indien und Bangladesch verbreitet. Obwohl relativ schmerzlos, ist sie ein Reservoir für die Parasiten und muss behandelt werden, um die Ausbreitung der Krankheit weiter zu verhindern.
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Hajipur, Indien, 05.03.2008: Darüber hinaus können die Hautausschläge die Lebensqualität der Patienten verschlechtern. Patienten wie Chandeshwar müssen stationär behandelt werden, da sie über einen Zeitraum von 20 Tagen drei Mal pro Tag Medikamente bekommen müssen.
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Hajipur, Indien, 08.08.2011: Bei einer HIV-Koinfektion bilden die beiden Krankheiten einen Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist. HIV-positive Patientinnen und Patienten haben weniger Abwehrkräfte gegen den Kala-Azar Parasiten und die Behandlung kann scheitern. Gleichzeitig setzt Kala Azar die Körperabwehr von HIV-positiven Menschen herunter und erhöht damit die Gefahr von anderen Infektionen.
19 Indien 2011
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Indien, 08.08.2011: Mukesh lächelt als der Arzt ihm sagt, dass er morgen entlassen werde. „Wenn jemand, den ich kenne, einmal Kala Azar bekommt, dann werde ich ihm raten, hierherzukommen und die Behandlung im Sadar Krankenhaus zu erhalten. Es ist die beste Behandlung, die man finden kann und außerdem völlig kostenlos.“ Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus plant Mukesh für ein paar Wochen Ruhe. Dann wird er zurück nach Delhi gehen, um dort zu arbeiten. So wie er es auch vor der Erkrankung getan hatte.