Fotoreportage: Hilfe für Ebola-Überlebende in Sierra Leone

10.11.2015
Ebola-Epidemie in Sierra Leone für beendet erklärt - doch weiterhin Vorsicht geboten. Wir fokussieren u.a. auf die Hilfe für Überlebende.

Themengebiete:

Ebola Survivor Health in Tonkolili, Sierra Leone, Oct 2015
Tommy Trenchard
Health promoter Joseph Fofana conducts an eye test during a MSF outreach mission to Kumrabai village. Many Ebola survivors still suffer from physical, social and psychological problems after beating the virus. Isatu lost her father to Ebola and has been left with eye problems. Kumrabai, Sierra Leone, 3/11/2015.

Am 7. November wurde die Ebola-Epidemie in Sierra Leone von der Weltgesundheitsorganisation WHO als beendet erklärt.

Doch im benachbarten Guinea stecken sich weiterhin Menschen mit dem Virus an, das in Westafrika bisher mehr als 11.000 Todesopfer forderte – daher ist weiterhin Vorsicht geboten. Es muss außerdem ein gut funktionierendes System zur Beobachtung der Situation in der Region eingerichtet und am Wiederaufbau der geschwächten Gesundheitssysteme gearbeitet werden.

Einen besonderen Fokus unserer medizinischen Hilfe vor Ort richten wir außerdem auf die Versorgung Überlebender. Denn viele von ihnen leiden unter körperlichen, seelischen und sozialen Problemen. Erfahren Sie mehr dazu in diesem Foto-Album über die Hilfe durch unsere mobile Klinik für Ebola-Überlebende in Sierra Leone!

Tommy Trenchard
Sierra Leone, 02.11.2015: Unsere Krankenschwester Patience Bimba ist mit dem “Outreach”-Team unterwegs zu Ebola-Überlebenden im Dorf Kumrabai. Ärzte ohne Grenzen betreibt ein Gesundheitszentrum für Überlebende in der Stadt Magburaka und bietet mobile Kliniken in Dörfern der Bezirke Tonkolili und Bombali an.

Tommy Trenchard
Patience Bimba und ihr Kollege Dennis Okonye beim Aufbau der mobilen Klinik für Ebola-Überlebende im Dorf Mabekoh. Mit Stand Ende September 2015 unterstützte unser Team rund 100 Überlebende in den Bezirken Tonkolili und Bombali mit medizinischer und psychosozialer Hilfe.

Tommy Trenchard
Aufklärungsarbeit ist ein wichtiger Teil unserer Aktivitäten. Emma Kamara ist verantwortlich für Gesundheitsaufklärung und bringt hier den DorfbewohnerInnen verschiedene gesundheitliche Themen näher.

Tommy Trenchard
Isatu Tholley aus Kumrabai hat das Ebola-Virus besiegt und zeichnet hier während einer Beratungssitzung ein Bild über ihre Erfahrungen. Ihr Vater ist an Ebola verstorben; sie leidet nun unter Augenproblemen. Eine der häufigsten und schwersten Komplikationen bei Ebola-Überlebenden ist eine Augenentzündung, die sogenannte Uveitis. Diese Komplikation tritt auch nach anderen schweren Virenerkrankungen auf und kann bleibende Schäden verursachen – ohne Behandlung sogar Blindheit.

Tommy Trenchard
Die häufigsten Symptome von Ebola-Überlebenden sind Gelenksschmerzen und Augenerkrankungen. Deshalb führen wir im Rahmen unserer mobilen Klinik auch Sehtests durch, wie hier unser Gesundheitspromoter Joseph Fofana.

Tommy Trenchard
Die Ebola-Überlebende Ramatu Kamara (30) während eines Sehtests in Kumrabai. „Meine Knochen schmerzen noch immer überall, daher kann ich noch immer nicht arbeiten. Hoffentlich kann ich bald wieder damit beginnen. Ich kann nicht richtig schlafen, weil mir so viele Gedanken durch den Kopf gehen. Mein Mann ist verstorben und drei meiner Kinder. Es ist für mich momentan nicht einfach.“

Tommy Trenchard
Ishaka Kpaka ist Gesundheitsbeauftragter einer Gemeinde und führt einen Malaria-Schnelltest mit dem Ebola-Überlebenden Ibrahim Bangura durch.

Tommy Trenchard
Isatu Koroma (40) ist Reisbäuerin und nimmt hier an einer Sitzung mit unserem Berater Abdul Sesay teil – sie war selbst an Ebola erkrankt, ihr Mann starb an dem Virus. Sie wurde am 14. Oktober 2014 aus der Behandlung entlassen und leidet seit ihrer Erkrankungen an gesundheitlichen Problemen. „Nach meiner Entlassung konnte ich nicht mehr richtig gehen, solche Schmerzen hatte ich im Kopf und am Rücken. Meine Augen jucken auch, aber immerhin kann ich noch sehen. Ich kann nun keine Feldarbeit mehr erledigen – wenn mein Körper dermaßen schmerzt, kann ich einfach nicht arbeiten. Die Medikamente helfen mir, daher hoffe ich, dass die Schmerzen nicht wieder kommen.“

Tommy Trenchard
Aminata Koroma (24) aus Mabekoh hat ebenfalls Ebola überlebt und bespricht mit unserem Berater Abdul Sesay ihre Situation. Sie wurde in unserem Behandlungszentrum in Kailahun versorgt – doch vier ihrer Familienmitglieder verstarben. „Nach dem Tod meines Vaters stellten sie uns alle unter Quarantäne. Dann bekam ich Kopfschmerzen, also rief ich den Notruf. Die schickten mich nach Kailahun und ich wurde fünf Tage später entlassen. Doch meine Oma, mein Onkel und mein Bruder starben. Nach zwei Wochen ging ich wieder zurück in das Krankenhaus, weil ich eine schwere Erkältung hatte. Ich leide immer noch unter Rückenschmerzen, aber es ist nicht mehr so schlimm. Unsere Dorf hatte keine Angst, als ich zurückkam. Bei gemeinsamen Essen luden sie mich ein, mich dazuzusetzen.“ Nach dem Tod ihres Vaters war Koroma gezwungen, die Schule zu verlassen. Derzeit verkauft sie am Markt Chilis und versucht, genug Geld zu sparen, um wieder zur Schule zu gehen und ihre Prüfungen abschließen zu können.

Tommy Trenchard
Unser Krankenpfleger Alex Mambu zählt Tabletten für PatientInnen ab, die wir im Rahmen der mobilen Klinik für Ebola-Überlebende in Magubraka betreuen.

Tommy Trenchard
Unsere MitarbeiterInnen Ishaka Kpaka (rechts), Joseph Fofanah (mitte) und Emma Kamara (links) tragen die Ergebnisse der Sehtests in die Patientenakten ein.

Seit Beginn des Ausbruchs hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 10.200 Menschen in Ebola-Behandlungszentren aufgenommen, von denen rund 5.200 an Ebola erkrankt waren. 2.475 Patienten und Patientinnen konnten gesund entlassen werden. In den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern sind derzeit über 1.100 unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz (Stand: 1. November 2015).