Einst Flüchtlingskind, ist er jetzt Helfer

19.02.2020
Weil Ärzte ohne Grenzen einst sein Leben gerettet hat, beschloss Thok Johnson Gony Krankenpfleger zu werden – bei Ärzte ohne Grenzen.
Thok Johnson: From refugee to aid worker – my story
Dirk-Jan van der Poel/MSF
MSF-Nurse Thok Johnson working in a mother-child-project in Goronyo town, in the north of Nigeria. The child he is holding while squatted in front of many mothers during health educations is called Nasiru Abdullah, a SAM child admitted to ITFC with fever and vomiting. Malaria test was positive. The child was treated and discharged home eight days later.

Weil Ärzte ohne Grenzen einst sein Leben gerettet hat, beschloss Thok Johnson Gony Krankenpfleger zu  werden – bei Ärzte ohne Grenzen.

Ein Flüchtlingslager ist kein guter Ort für ein Kind. Es gibt unzureichende Ernährung, schlechte Unterbringung und medizinische Versorgung und kaum Bildungsmöglichkeiten. Ich weiß das. Denn ich bin in einem aufgewachsen. Mein Name ist Thok Johnson Gony. Geboren wurde ich 1975 in Bor, im damaligen Sudan. Das war bereits drei Jahre nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens, das den ersten sudanesischen Bürgerkrieg beendete. Meine Familie traute aber dem Frieden nicht und zog daher in das Flüchtlingslager Itang in Äthiopien. Dort bin ich fast an Masern gestorben. Für Nahrung und Unterkunft waren wir damals auf humanitäre Organisationen angewiesen. Die Erinnerung an die Not und Hoffnungslosigkeit meiner Kindheit setzt mir heute noch zu. Kein Kind sollte so leben müssen.

Bestimmung

Ich wollte das unbedingt ändern und verstand, dass ich meinem Leben einen Sinn geben musste. Also konzentrierte ich mich auf die Schule und absolvierte eine Bildungsstufe nach der anderen. Ich wurde größer und sah, wie medizinische Helferinnen und Helfer Leben retteten. Sie hatten auch mein Leben gerettet. Vor allem ihr Einfühlungsvermögen beeindruckte mich tief. Ich beschloss, Krankenpfleger zu werden. Ich wollte Menschen helfen und mich damit für die Hilfe revanchieren, die ich bekommen hatte, als ich sie dringend brauchte. Ich absolvierte eine Ausbildung zum Krankenpfleger und begann im Jahr 2000 im Krankenhaus in Akobo für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. Dort lernte ich verschiedene Abteilungen kennen, bevor ich mit Ärzte ohne Grenzen an weiteren Orten innerhalb des Südsudan im Einsatz war. Die wohl wichtigste Erfahrung war der Einsatz in der Stadt Maban, kurz nachdem der Südsudan die Unabhängigkeit vom Sudan erlangt hatte. Viele Menschen kehrten zurück und wir leisteten ihnen medizinische Hilfe.

Helfen

2010 bewarb ich mich schließlich um eine Stelle als internationaler Mitarbeiter bei Ärzte ohne Grenzen. Ich bekam eine Zusage und konnte es kaum glauben: Seitdem war ich für Ärzte ohne Grenzen in zahlreichen Projekten weltweit im Einsatz. Durch meine Arbeit habe ich das Leid meiner Kindheit überwunden und meinen Traum erfüllt, anderen Menschen in ähnlichen Situationen zu helfen.

Ärzte ohne Grenzen behandelt in vielen Projekten  Menschen, die auf der Flucht sind. Was es heißt zu fliehen, erfahren Sie in unserem aktuellen Magazin Diagnose:

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