Ecuador: Hilfseinsatz ein Monat nach Erdbeben beendet

31.05.2016
660 Menschen starben, 28.700 leben noch heute in Notunterkünften - Einsatzteams leisteten psychologische Hilfe und verteilten Hilfsgüter.

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Ecuador Earthquake: MSF Response Teams
Albert Masias/MSF
Medecins Sans Frontiers (MSF) psychologist Renata Bernis talks with people inside the Colegio de Manta shelter in Manta, Ecuador.

Am 16. April bebte kurz vor 19.00 Uhr Ortszeit in Ecuador die Erde, und das Land erlebte das schwerste Erdbeben seiner jüngeren Geschichte. Das Beben erreichte die Stärke 7,8 auf der Richter-Skala. Mehr als 660 Menschen starben offiziellen Angaben zufolge. Rund 28.700 leben heute in Notunterkünften, weil ihre Häuser ganz oder teilweise zerstört wurden. Und noch immer erschüttern Nachbeben das Land. Ärzte ohne Grenzen hat nach dem ersten großen Beben vier Teams nach Ecuador entsendet. Sie arbeiteten einen Monat lang in den Provinzen Manabí und Esmeralda, zwei der am schwersten betroffenen Regionen. Nun beenden die Teams ihren Hilfseinsatz.

Die Bemühungen unserer Mitarbeiter konzentrierten sich auf psychosoziale Hilfe und die Verteilung von Materialien für die Errichtung von Notunterkünften, die Zubereitung von Mahlzeiten und Hygieneartikel. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben Schulungen für 4.950 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen durchgeführt, darunter medizinisches Personal, Psychologen, Universitätsdozenten, Sozialarbeiter und Gemeindevertreter.

Psychische Gesundheit im Katastrophenfall: Hilfe für die Helfer

Viele Teilnehmer unserer Schulungen sind in doppelter Hinsicht vom Erdbeben betroffen: Sie müssen die Folgen der Katastrophe für sich und ihre Familien bewältigen und überdies ihre Patienten versorgen. Wir unterstützten sie in unseren Kursen, indem wir Beratungsmethoden vorstellten und Hinweise für die Entwicklung psychosozialer Programme gaben.

Mehr als 60 Personen wurden von uns geschult. Diese Referenten geben ihr Wissen nun in ihren jeweiligen Gemeinden weiter, wo ernsthafte psychosoziale Probleme bei Betroffenen des Erdbebens frühzeitig erkannt und behandelt werden sollen.

„Die Hilfe der Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen war sehr wertvoll für uns”, sagt Mariel Garcia, der in den Regionen Manabi und Santo Domingo psychosoziale Angebote koordiniert. „Das Erdbeben hatte verheerende Folgen für uns. Viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind erschöpft und leiden unter Angststörungen. In den Schulungen hilft man uns einerseits dabei, unsere eigene mentale Verfassung zu verbessern, und andererseits, Betroffene bei der Bewältigung ihrer Trauer zu unterstützen und seelische Erkrankungen abzuwenden.”

Verteilung von Hilfspaketen an betroffene Familien

In Jama in der Provinz Manabí verteilte ein Team von Ärzte ohne Grenzen Materialien für die Errichtung von Notunterkünften, die Zubereitung von Mahlzeiten und die Körperpflege. Die Hilfspakete kamen mehr als 2.000 Menschen zugute.

„Am Tag des Erdbebens wurde mein Haus zerstört. Es ist nichts mehr davon übrig. Meine Tochter, meine Enkelkinder und ich mussten Zuflucht suchen”, sagt die 50-jährige Analcibar Ceballos aus der Stadt Jama. „Wir haben ein eigenes Zelt. Dadurch haben wir als Familie etwas mehr Privatsphäre und Schutz vor Sonne und Regen.”

Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen führten in der Provinz Manabí 120 medizinische Untersuchungen durch und verteilten Medikamente an örtliche Kliniken. Ein weiteres Team gab zudem 180 Pakete mit Hygieneartikeln, 200 Pakete mit Kochgeschirr, mehr als 60 Zelte, Matratzen, Decken, Plastikplanen und 10 Wasserbehälter mit je 5.000 Liter Fassungsvermögen aus.