Bessere Krankenhäuser dank 3D-Drucker und „Virtual Reality“

23.03.2016
Wie können neue Technologien für die humanitäre Hilfe eingesetzt werden? Pilotprojekt in unserem Logistikzentrum in Brüssel.
Bessere Krankenhäuser dank 3D-Drucker und „Virtual Reality“
MSF

Wie können neue Technologien für die humanitäre Hilfe eingesetzt werden? In einem Pilotprojekt wurde im Logistik-Zentrum von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel der Einsatz von 3D-Druckern und „Virtual Reality“-Simulationen getestet, um bessere Krankenhäuser zu entwerfen – mit vielversprechenden Ergebnissen.

Für den Entwurf und die Gestaltung eines neuen Krankenhauses wurden bisher 2D-Zeichnungen eingesetzt, an denen medizinische und logistische Teams von Ärzte ohne Grenzen gemeinsam arbeiteten. Doch nach erfolgreichen Tests mit 3D-Druckern und „Virtual Reality“-Technologien (kurz: „VR“) könnte dieser Prozess bald Geschichte sein.

Diese Innovationen sind bereits seit einiger Zeit am Markt – für Ärzte ohne Grenzen war es nun essentiell, sie bereits in der Planungsphase eines neuen Projekts einsetzen zu können. „Die Idee ist, herauszufinden, wie wir solche Technologien einsetzen können, um bessere Designs für unsere Spitäler zu entwickeln“, so Elvina Motard, technische Teamleiterin von Ärzte ohne Grenzen.

Virtuelles Krankenhaus in einem realen Hilfseinsatz

Das Testkonzept für diese Innovationen wurde gemeinsam mit Experten anhand eines realen Beispiels erstellt: Mit den bereits bestehenden Plänen für ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Cantahay auf den Philippinen, das nach dem verheerenden Taifun Haiyan im Jahr 2013 gebaut worden war. Nach der Digitalisierung der Pläne wurde ein Modell der Klinik mit einem 3D-Drucker erstellt und mithilfe einer Spiele-Software eine „Virtual Reality“-Simulation generiert. In dieser virtuellen Welt kann der User selbst durch das Krankenhaus gehen – dazu werden nur ein VR-Headset und eine Spielesteuerung benötigt.

Alex Yallop/MSF
Brüssel, Belgien, 03.02.2016: Ein Mitarbeiter in der virtuellen Version des Cantahay-Spitals.

„Solche Technologien werden Diskussionsprozesse zweifelsohne effizienter, lebendiger und anschaulicher machen“, erklärt Jean Pletinckx, Leiter der Logistik bei Ärzte ohne Grenzen in Brüssel. „Sie ermöglichen den Menschen, sich selbst wirklich in einem zukünftigen Krankenhaus zu sehen. Das verbessert nicht nur die Gestaltung unserer Spitäler, sondern auch Ausbildungen und Einschulungen. Es wird auch unseren Partnern – wie lokalen Gesundheitsbehörden – helfen, besser zu verstehen, was wir leisten können und so auch besseres Feedback auf unsere Vorschläge zu geben.“

Digitale Entwürfe können in alle Welt verschickt werden

Das Technologie-Projekt mit 3D-Druck und „Virtual Reality“-Simulation nahm insgesamt nur vier Monate in Anspruch – von der Konzeption bis zur finalen Realisierung. Zukünftige Projekte werden sich sogar noch schneller umsetzen lassen, nachdem alle 3D-Elemente, die während dieser Testphase erstellt wurden, bereits fertig und für den Einsatz bereit sind.

Alex Yallop/MSF

Brüssel, Belgien, 03.02.2016: Der Warteraum im mit 3D-Drucktechnologie hergestellten Cantahay-Krankenhauses.

Während das Cantahay-Krankenhaus für das Testkonzept anhand eines bereits gebauten und funktionsfähigen Spitals umgesetzt wurde, werden 3D-Modelle neuer Projekte in naher Zukunft digital in alle Welt verschickt werden können. Nachdem sie einfach im Web-Browser betrachtet werden können, haben Einsatzkräfte in den Hilfsgebieten die Möglichkeit, selbst die Entwürfe im Vorfeld anzusehen und zu evaluieren – um sicherzustellen, dass die Grundstruktur des Designs so effizient wie möglich gemacht wird.

„Bei der Weiterentwicklung des Projekts wird es auch möglich sein, ein dynamisches Umfeld zu generieren, das Bewegungen von PatientInnen und Teams simuliert“, so Jean Pletinckx. „Wir sind nun auf einem Level, auf dem unsere Teams wirklich fühlen oder sehen können, was sie im Einsatz erwartet – bevor sie noch überhaupt abgereist sind, oder die Struktur überhaupt gebaut wurde. Das ist zweifelsfrei der Weg, wie wir in Zukunft arbeiten werden.“

Alex Yallop/MSF
Brüssel, Belgien, 03.02.2016: Jean Pletinckx, Leiter unserer Logistik, erklärt dem Team die Ergebnisse des Testprojekts.

Ärzte ohne Grenzen ist eine internationale, unabhängige, medizinische Hilfsorganisation. Wir leisten Hilfe für Menschen, deren Leben durch Konflikte, Epidemien oder Naturkatastrophen bedroht ist oder die keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung haben. Dieses Innovations-Projekt wurde in Kooperation mit „Phyxis“ durchgeführt, dem belgischen Marktführer im Bereich von 3D und Virtual Reality. Wir sind auch auf der Suche nach weiteren Unternehmen, Stiftungen oder Hochschulen, die bei der Umsetzung von humanitären Innovationen mithelfen wollen.

Mehr zum Thema Innovation & humanitäre Hilfe finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe 01/2016 unseres Magazins Diagnose!