Beni: Wir eröffnen ein Zentrum für Ebola-Verdachtsfälle

21.11.2018
Als Reaktion auf die Ausbreitung der Ebola-Epidemie und den Anstieg der bestätigen Fälle in der Region verstärkt Ärzte ohne Grenzen seine Präsenz in Beni.

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Zentrum für Ebola-Verdachtsfälle in Beni
MSF
Beni, D.R. Kongo, Nov 2018: Impression vom ersten Tag - Das Ebola-Transitzentrum in Beni wird eröffnet.

Als Reaktion auf die Ausbreitung der Ebola-Epidemie und den Anstieg der bestätigen Fälle in der Region verstärkt Ärzte ohne Grenzen seine Präsenz vor Ort.

Mit dem Ebola-Transitzentrum soll die Kapazität der Patientenversorgung in Beni erhöht werden. Die Stadt ist seit Oktober Epizentrum des Ebola-Ausbruchs und es treten regelmäßig neue Fälle in verschiedenen Bezirken auf. Das Transitzentrum wurde in unmittelbarer Nähe des bestehenden und voll ausgelasteten Ebola-Behandlungszentrums errichtet – so können die verschiedenen Akteure, die in der Epidemie-Bekämpfung tätig sind, noch besser zusammenarbeiten, erläutert Marie Burton, Projektkoordinatorin.

Das Zentrum entstand in Rekordzeit auf einem 8000 m2 großen Fußballfeld. Trotz logistischer Herausforderungen und zahlreicher Gewitter schafften es unsere Teams, die Bauarbeiten in einer Woche abzuschließen. Unterstützt wurden sie dabei von den Fußballclubs, die den Platz zuvor nutzten. Das Zentrum nimmt Patienten und Patientinnen mit Verdacht auf Ebola auf, bis die Laborberichte eintreffen. Das medizinische Personal von Ärzte ohne Grenzen bietet den Betroffenen eine medizinische Erstversorgung, bevor die bestätigten Fälle ins benachbarte Ebola-Behandlungszentrum überwiesen werden. Negativ getestete Patienten und Patientinnen werden zur weiteren Behandlung in bereits existierende medizinische Einrichtungen verlegt.

Im neuen Zentrum wurden anstelle der sonst verwendeten Zelte abgetrennte Räume errichtet, um die Isolation der Erkrankten zu verbessern. Außerdem wurden große Plexiglasfenster eingebaut, um dem medizinischen Personal jederzeit den Sichtkontakt mit den Patienten und Patientinnen zu ermöglichen, aber auch, damit die diese ihre Familien und Angehörigen sehen können. Das Zentrum umfasst derzeit 16 Betten, je nach Verlauf der Epidemie kann die Kapazität aber bis auf 48 Betten erhöht werden.

Die Teams sind zunehmend mit der Identifizierung von Verdachtsfällen beschäftigt, da die Epidemie ein neues Ausmaß erreicht hat. Täglich werden bis zu 30 neue Verdachtsfälle gemeldet und im Ebola-Behandlungszentrum in Beni aufgenommen.

Die schlimmste Ebola-Epidemie in der Geschichte der D.R. Kongo

Drei Monate nach dem Ausbruch hat sich die Epidemie zur schlimmsten in der Geschichte der D.R. Kongo entwickelt. Bislang wurden 341 Verdachtsfälle gemeldet, von denen 303 bestätigt wurden. Die ersten Fälle wurden in der Stadt Mangina entdeckt. Inzwischen hat sich das Epizentrum der Epidemie vor allem in die Großstadt Beni verlagert. Hier steigt die Zahl der Patienten und Patientinnen, bei denen ein Verdacht auf Ebola besteht oder dieser Verdacht bestätigt wurde, seit Wochen so stark, dass die bestehende Einrichtung zur Versorgung der Menschen überlastet ist. Seit dem 1. August 2018 sind an dem Virus 215 Menschen gestorben. Mehrere Organisationen sind im Einsatz, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Mehr als 100 Patienten und Patientinnen konnten bisher geheilt werden. Das unsichere Umfeld und der erschwerte Zugang zu Teilen der Bevölkerung erschwert die Bekämpfung der Epidemie, die immer noch nicht eingedämmt zu sein scheint.

„Seitdem sich das Epizentrum der Epidemie von Mangina nach Beni verlagert hat, ist der Ausbruch schwieriger zu kontrollieren. Wir beobachten nun eine zunehmende Zahl von Neuinfektionen weiter im Süden, in der noch größeren Stadt Butembo. Wir befürchten, dass die Situation sich ohne zusätzliche Anstrengungen in dieser Region noch verschlimmern wird“, sagt Gwenola Seroux, Notfallprogrammleiterin für Ärzte ohne Grenzen in Paris.

Miteinbeziehung der Bevölkerung

Eine große Hürde für die Hilfsleistungen ist neben der Herausforderung, dass ein Teil der Bevölkerung immer wieder vertrieben wird, die Angst der Bevölkerung vor der tödlichen Krankheit. Dies erschwert die Interaktion mit den Akteuren der Epidemie-Bekämpfung. So zögern die Menschen oft, neue Verdachtsfälle zu melden, Behandlungszentren aufzusuchen oder die Betreuung durch die Teams zu akzeptieren, die eine sichere und würdige Bestattung der an Ebola Verstorbenen sicherstellen.

Alle beteiligten Akteure müssen besser und effizienter kommunizieren, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Die Sterblichkeitsrate ist in der Tat sehr hoch. Daher ist es wichtig, den Menschen zu erklären, dass wir in den Behandlungszentren zwar leider nicht alle Patienten und Patientinnen retten können, aber dennoch Dutzende genesen konnten. Je früher sie ein Behandlungszentrum aufsuchen, desto höher sind ihre Heilungschancen, sagt Dr. Axelle Ronsse, Nothilfe-Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen für den Ebola-Einsatz.

Wir sind an zahlreichen Fronten gegen die Epidemie im Einsatz

Ärzte ohne Grenzen ist seit dem Ebola-Ausbruch im August 2018 in Beni tätig. Die Organisation kämpft an mehreren Fronten, um die Epidemie einzudämmen und den Menschen in Nord-Kivu die benötigte Hilfe zukommen zu lassen. Gemeinsam mit den anderen Akteuren vor Ort besuchen die unsere Teams regelmäßig 24 Gesundheitszentren für Fortbildungen und die Verteilung von medizinischem Material. Außerdem informieren wir die Bevölkerung laufend über die Krankheit und angemessene Vorbeugemaßnahmen. Im Rahmen der Prävention und Bekämpfung der Krankheit führen wir nach der Identifizierung und Überweisung bestätigter Fälle in angemessene Einrichtungen auch Dekontaminationsarbeiten durch.

Im Oktober impften die unsere Teams in Beni zudem über 600 Gesundheitsmitarbeiter- und Mitarbeiterinnen oder Personen, die möglicherweise Kontakt mit Ebola-Patienten hatten. Auch in Butembo wurde Anfang November mit Impfungen begonnen.

Seit dem Ebola-Ausbruch am 1. August 2018 bekämpfen die unsere Teams zusammen mit anderen Akteuren die Epidemie in Nord-Kivu und Ituri. Wir haben Behandlungszentren in Mangina, Butembo und Tchomia, eine Isolationsstation in Bunia und vor kurzem ein Transitzentrum in Beni eröffnet.