Ärzte ohne Grenzen veröffentlicht Bericht über vernachlässigte Tropenkrankheiten

28.01.2021
Patientinnen und Patienten, die an vernachlässigten Tropenkrankheiten leiden, benötigen einen besseren Zugang zu Diagnosemöglichkeiten und sicheren, wirksamen Therapien.
Human African Trypanosomiasis in DRC
Marizilda Cruppe
One patient in treatment for sleeping sickness in one of the MSF mobile clinics, village of Doromo, northeast DRC.

Wien, am 28. 1. 2021. Patientinnen und Patienten, die an vernachlässigten Tropenkrankheiten leiden, benötigen einen besseren Zugang zu Diagnosemöglichkeiten und zu sicheren und wirksamen Therapien, so Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in einem heute veröffentlichten Bericht. Darin fordert die Organisation, die globale Reaktion auf vernachlässigte Tropenkrankheiten zu verbessern, um die dadurch bedingten Behinderungen und Todesfälle weltweit zu senken. Fortschritte in der Ausrottung und Infektionskontrolle sind durch die COVID-19 Pandemie bedroht.

„Tropenkrankheiten betreffen fast ausschließlich Menschen, die in extremer Armut leben. Aus diesem Grund gibt es keine Impfstoffe, die Diagnosemöglichkeiten sind begrenzt, und die Therapien für viele dieser tödlichen und schwächenden Krankheiten sind bei weitem nicht optimal und oft nicht verfügbar oder unerschwinglich", erklärt Dr. Christos Christou, der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen.

Trotz vieler Fortschritte im Kampf gegen vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases - NTDs) sind einige der lebensbedrohlichsten Krankheiten bei weitem noch nicht ausgerottet oder unter Kontrolle. Sie fordern weiterhin Hunderttausende Menschenleben jährlich. Die Einführung einer neuen Roadmap für NTDs durch die Weltgesundheitsorganisation WHO bietet die Gelegenheit, die Entwicklung von Therapien, Impfstoffen und Diagnoseinstrumenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten zu unterstützen. Zu den ehrgeizigen Zielen gehören die Ausrottung von mindestens einer NTD in 100 Ländern und die Reduktion der Anzahl jener Menschen, die wegen dieser Krankheiten medizinisch behandelt werden müssen, um 90 Prozent bis zum Jahr 2030.

Doch der neue Fahrplan kommt zu einer Zeit, in der die COVID-19-Pandemie die Fortschritte bei Infektionskontrolle und Ausrottung bedroht: Programme zur Behandlung von tropischen Krankheiten wurden unterbrochen, fragile Gesundheitssysteme stehen unter noch stärkerem Druck, und es gibt alarmierende Anzeichen dafür, dass Ressourcen für NTDs umgewidmet und Mittel gekürzt werden sollen. Es besteht die reale Gefahr, dass tropische Krankheiten noch weiter vernachlässigt und die bedeutenden Erfolge der letzten Jahre rückgängig gemacht werden und NTDs noch mehr Menschenleben fordern.

„Trotz der Herausforderungen können wir die Vernachlässigung überwinden", sagt Christou. „Mit Engagement, finanziellen Mitteln und besseren Instrumenten zur Erkennung, Diagnose und Behandlung können NTDs zu Krankheiten der Vergangenheit werden.“

Über den Bericht „Overcoming Neglect: Finding ways to manage and control Neglected Tropical Diseases”:

Der neue Bericht von Ärzte ohne Grenzen beschreibt die Arbeit der Organisation der letzten drei Jahrzehnte im Bereich vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTDs): Die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die Durchführung operativer Forschung, die Unterstützung von Initiativen zur Identifizierung neuer Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten sowie die aktive Beteiligung an der Reduktion der Fallzahlen von Tropenkrankheiten. Ärzte ohne Grenzen fordert eine verbesserte weltweite Reaktion auf vernachlässigte Tropenkrankheiten.

Ärzte ohne Grenzen leistet seit mehr als dreißig Jahren direkte Hilfe für Patientinnen und Patienten mit vernachlässigten Tropenkrankheiten, wobei der Schwerpunkt auf den tödlichsten und am meisten vernachlässigten Krankheiten liegt. In diesem Zeitraum wurden Hunderttausende Patientinnen und Patienten behandelt. Viele hatten lebensbedrohliche parasitäre Infektionen wie Kala Azar (viszerale Leishmaniose), Chagas (amerikanische Trypanosomiasis) oder die Schlafkrankheit (humane afrikanische Trypanosomiasis). Einige waren von Noma betroffen, einer tödlichen bakteriellen Krankheit, die so vernachlässigt ist, dass sie nicht einmal als NTD anerkannt wird. Andere wurden Opfer von Schlangenbiss-Vergiftungen, die mehr Todesfälle und Behinderungen verursachen als jede andere NTD.

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