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Ärzte ohne Grenzen reagiert auf Gewalt im Süden des Jemen
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Seit mehr als einem Jahr ist der Süden des Jemen von einer Welle der Gewalt betroffen, in deren Folge viele Menschen verletzt wurden und die dazu führte, dass das Gesundheitssystem überlastet wurde. Da sich die Lage beständig verändert, muss Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten immer wieder anpassen, um zum Beispiel Verwundeten und lebensgefährlich Verletzten einen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen und gleichzeitig die Sicherheit der eigenen Teams zu gewährleisten. Die Organisation ist in zwei Nothilfe-Einrichtungen präsent und organisiert die Überführung von Patientinnen und Patienten nach Aden. Zudem sorgen die Mitarbeiter in Teilen der Regierungsbezirke Aden, Abyan und Lahj für eine Basisgesundheitsversorgung und die Überweisung in Krankenhäuser.
In den vergangenen Monaten hat Ärzte ohne Grenzen zwei Einrichtungen und ein privates Krankenhaus in Aden mit finanzieller Hilfe und medizinischen Vorräten unterstützt sowie Personal eingesetzt, um einen kostenlosen Zugang zur Nothilfe zu ermöglichen.
Aden, die wichtigste Stadt der Region, ist immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Dabei wurden am 13. Jänner 2012 mindestens fünf Menschen getötet und Dutzende verletzt. Ärzte ohne Grenzen half bei der Versorgung der Verwundeten in einem privaten Krankenhaus. Dorthin kamen 36 Patienten, darunter 13 mit Schussverletzungen.
Transport von Verletzten aus den Kampfgebieten
In der Abyan-Region, östlich von Aden, haben die Kämpfe zwischen jemenitischen Sicherheitskräften und bewaffneten islamistischen Gruppen in den vergangenen Wochen nachgelassen. Dennoch benötigen die Menschen weiterhin dringend medizinische Hilfe, viele Gesundheitseinrichtungen sind entweder zerstört oder sind weiterhin für die Bevölkerung nicht erreichbar.
Da es für die Teams nicht möglich ist, die Gebiete zu erreichen, in denen am heftigsten gekämpft wird, hat Ärzte ohne Grenzen ein System etabliert, um die Verletzten aus Jaar (etwa 70 km nordöstlich von Aden) herauszuholen. Mehr als 1.500 Patienten wurden in einer von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Klinik stabilisiert. 200 von ihnen wurden nach Aden gebracht, um dort operiert und stationär aufgenommen werden zu können. Mit der Unterstützung von Ärzte ohne Grenzen konnten zudem 3.225 Patienten untersucht und behandelt werden.
Unterstützung von Notaufnahmen
Weiter östlich im Land, in Lawdar, hat Ärzte ohne Grenzen die Notfallaufnahme in einem Krankenhaus mit Medikamenten und medizinischem Material unterstützt. Da es in dieser Region in den vergangenen Monaten vermehrt Masern-Fälle gab, versorgte die Organisation das Krankenhaus mit Medikamenten dagegen.
In der Stadt Al-Daleh, nordwestlich von Aden, ist Ärzte ohne Grenzen in der Notaufnahme im Bezirkskrankenhaus aktiv (finanzielle Unterstützung, Medikamente, medizinisches Material, personelle Hilfe). Seit August wurden dort mehr als 4.400 Patienten notfallmedizinisch behandelt, 120 Patienten wurden nach Aden überführt.
Basisgesundheitsversorgung
In der Stadt Al-Hosn, östlich von Aden, arbeitet Ärzte ohne Grenzen seit Mai 2011. Das öffentliche Gesundheitssystem ist in diesem Distrikt durch die Gewalt weitgehend zerstört. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium unterstützt ein Team von Ärzte ohne Grenzen dort eine Einrichtung zur Basisgesundheits-Versorgung (medizinische Hilfe für die Bevölkerung und für Menschen aus anderen Landesteilen, die dort Zuflucht gesucht haben).
Ärzte ohne Grenzen arbeitet auch im Regierungsbezirk Lahj, östlich von Abyan, wo die Bevölkerung von anhaltenden Kämpfen zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen leidet. Seit Juli 2010 bietet ein Team von Ärzte ohne Grenzen im öffentlichen Krankenhaus in Radfan medizinische Hilfe an. Die Klinik ist Anlaufpunkt für vier Distrikte mit rund 160.000 Menschen. Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Notaufnahme, die Chirurgie, stationäre Abteilungen sowie das medizinische Labor und die Klinikapotheke.
Ambulante Kliniken
Ebenso arbeitet Ärzte ohne Grenzen in drei ambulanten Kliniken in der Stadt Aden und plant eine vierte zu unterstützen, um den Zugang zu medizinischer Grundversorgung für die Bevölkerung und die zehntausenden Menschen, die durch den Konflikt in Abyan vertrieben wurden, zu verbessern. Dank der Versorgung konnten seit Juli 2011 mehr als 6.000 Menschen erreicht werden. Zudem bauen die Teams in der Stadt zurzeit eine chirurgische Notfallstation auf, die ausschließlich von Ärzte ohne Grenzen unterhalten wird. In erster Linie sollen dort Gewaltopfer und Trauma-Patienten versorgt werden.
Ärzte ohne Grenzen arbeitet bereits seit 1994 im Jemen, ununterbrochen seit 2007. Heute leistet die Organisation medizinische und chirurgische Hilfe in den Regierungsbezirken Amran und Hajjah im Norden des Landes sowie in Lahj im Süden. Im September 2011 musste Ärzte ohne Grenzen aufgrund neuer Arbeitsbestimmungen der Behörden in der Region die Aktivitäten im Bezirk Saada einstellen. Heute arbeiten mehr als 300 nationale und internationale Mitarbeiter der Organisation im Land, und mehr als 100 jemenitische Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sind in die Realisierung der Projekte eingebunden. Für die Projekte im Jemen nimmt Ärzte ohne Grenzen keinerlei finanzielle Mittel von staatlichen Stellen an. Die Nothilfe-Projekte werden ausschließlich durch die Spenden von Privatpersonen getragen.