Ärzte ohne Grenzen bestürzt über tödlichen Vorfall während Rettungsaktion

17.06.2015
Am 15. Juni 2015 kam mindestens ein Mensch während einer Rettungsaktion von Ärzte ohne Grenzen mit der Bourbon Argos im Mittelmeer ums Leben.

Am 15. Juni 2015 kam mindestens ein Mensch während einer Rettungsaktion von Ärzte ohne Grenzen mit der Bourbon Argos im Mittelmeer ums Leben. Ärzte ohne Grenzen ist mit dem Such- und Rettungsschiff im Einsatz, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu bergen. Die geretteten Menschen berichten von zwei weiteren Toten. Dies konnte bisher nicht bestätigt werden.

Der tragische Vorfall ereignete sich, weil Panik unter den Passagieren eines Schlauchbootes ausbrach, als dieses unmittelbar vor Beginn der Bergung auf der Bourbon Argos zu sinken begann. Rund 25 Menschen fielen ins Wasser, viele von ihnen konnten nicht schwimmen. Einige Passagiere trieben auf ihren Schwimmwesten oder anderen Rettungsgeräten und konnten von einem kleineren Rettungsboot der Bourbon Argos gerettet werden. Die Besatzung der Bourbon Argos sah, wie ein Mann ertrank, bevor er gerettet werden konnte. Die geborgenen Menschen berichteten zudem von zwei weiteren Männern, die im Wasser verschwunden sind.

„Ein tragisches Unglück“

 „Ärzte ohne Grenzen ist über diese Todesfälle zutiefst betrübt. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagt Nicolai Meinie, ehemalige Krankenschwester an Bord der Bourbon Argos und Vorsitzende der belgischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. „Das ist ein tragisches Unglück, inmitten einer umfassenderen Tragödie für Hunderttausende von Menschen, die vor Armut, Gewalt und Leid fliehen. Weil es für sie keine sicheren und legalen Möglichkeiten gibt, Sicherheit und Schutz in Europa zu erreichen, müssen sie ihr Leben riskieren. Leider gehören Todesfälle zum Alltag jedes Such- und Rettungsteams, das mit solchen gefährlichen Bedingungen zu kämpfen hat. "

106 Menschen wurden bei dem Einsatz gerettet

Mit der Rettungsaktion reagierte die Bourbon Argos auf einen Notruf des MRCC (Maritime Rescue Coordination Centre) in Rom. Das Team von Ärzte ohne Grenzen und die Besatzung des Schiffes konnten 106 Menschen (104 Männer und zwei Frauen) von dem in Seenot geratenen Boot retten. Die Bourbon Argos wurde daraufhin durch das MRCC zur MY Phoenix gelenkt, ein weiteres Such- und Rettungsschiff,  das Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit der Initiative MOAS (Migrant Offshore Aid Station) betreibt. Die MY Phoenix nahm die geretteten Menschen auf. Die Mannschaft dieses Schiffes hatte zuvor bereits 297 in Seenot geratene Menschen an Bord genommen. Das Rettungsschiff ist nun mit insgesamt 403 Menschen an Bord auf dem Weg nach Sizilien.

Ärzte ohne Grenzen war mit der Bourbon Argos seit Beginn des Such- und Rettungseinsatzes am 9. Mai 2015 an der Bergung von bislang 1.556 Menschen beteiligt. Gemeinsam mit der Initiative MOAS (Migrant Offshore Aid Station)ist Ärzte ohne Grenzen zudem mit dem Such-und Rettungsschiff MY Phoenix auf dem Mittelmeer im Einsatz. Unsere Einsatzkräfte leisten an Bord medizinische Hilfe für die geretteten Menschen. Die MY Phoenix war seit Beginn des Einsatzes am 2. Mai 2015 an der Seenotrettung von 2.293 Menschen beteiligt. In Sizilien, wohin fast alle geretteten Menschen gebracht werden, leistet Ärzte ohne Grenzen im größten Aufnahmezentrum in Pozzallo in der Provinz Ragusa medizinische Hilfe. Zudem bieten unsere Teams in der Provinz in allen sekundären Aufnahmezentren psychologische Unterstützung an. Ein psychologisches Erste-Hilfe-Team, das aus kulturellen Vermittlern und einem Psychologen besteht, steht innerhalb von 72 Stunden nach der Benachrichtigung über akuten psychologischen Unterstützungsbedarf  für einen Einsatz in verschiedenen Häfen in Italien bereit.