Ärzte ohne Grenzen warnt vor den Konsequenzen verzögerter oder verweigerter Behandlung von HIV/Aids in armen Ländern

15.07.2010
Mit einer raschen Ausweitung von Behandlungsprogrammen kann die Zahl der Erkrankungen vermindert und die Verbreitung des Virus eingedämmt werden

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Wien, 15. 7. 2010. Wenige Tage bevor in Wien die Internationale Aids Konferenz beginnt, warnt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) vor den dramatischen Folgen, die das rückgängige Engagement von Geberländern im weltweiten Kampf gegen Aids hat.

Die Erfahrungen in vielen Ländern zeigen deutlich, dass mit einer raschen Ausweitung von HIV/Aids-Behandlungsprogrammen die Zahl der Erkrankungen vermindert und die Verbreitung des Virus eingedämmt werden kann, wodurch unnötige Todesfälle vermieden werden. Trotzdem zeigen sich internationale Geber heute zurückhaltend und kündigen die Reduzierung ihrer finanziellen Zusagen und damit ein Zurückfahren von Behandlungsprogrammen an.

Ärzte ohne Grenzen ist in den Einsatzländern bereits mit den konkreten Auswirkungen dieses Rückzugs der Geber aus dem Kampf gegen Aids konfrontiert. Anlässlich der Aids-Konferenz präsentiert die Hilfsorganisation den Bericht „The Ten Consequences of Aids Treatment Delayed, Deferred or Denied“, der die verheerenden Auswirkungen aufzeigt, die bei dieser Entwicklung zu erwarten sind.

„Wir sind heute an einer Weggabelung angelangt“, sagt Tido von Schön-Angerer, Direktor der Medikamentenkampagne ACCESS von Ärzte ohne Grenzen („Campaign for Access to Essential Medicines“): „Entweder Regierungen bringen den politischen Willen und die nötigen finanziellen Ressourcen auf, um Aids in armen Ländern zu behandeln, oder sie lassen die jetzige Finanzierung von Aids-Programmen stagnieren, womit sie die lebensnotwendige Behandlung von Patienten und Patientinnen verzögern und letztlich verweigern. Hier gilt es, eine Entscheidung zu treffen: Wenn uns nicht geholfen wird, Aids zu behandeln, werden mehr Menschen sterben.“

Scharfe Kritik übt Ärzte ohne Grenzen diesem Zusammenhang an der österreichischen Bundesregierung, die zur Finanzierung weltweiter Aids-Programme bisher kaum etwas beigetragen hat. „Österreich entzieht sich im globalen Kampf gegen Aids völlig seiner Verantwortung als eines der reichsten Länder der Welt“, kritisiert Franz Neunteufl, Geschäftsführer der österreichischen Sektion. „Das fehlende Engagement angesichts dieser weltweiten humanitären Katastrophe mit der hierzulande angespannten Finanzsituation zu begründen, ist schlichtweg zynisch. Auch die Unterstützung von Life Ball und Aids Konferenz können eine verantwortungsvolle, solidarische Politik nicht ersetzen.“

Bei einer telefonischen Pressekonferenz heute, 15. 7., um 16 Uhr wird der Bericht „The Ten Consequences of Aids Treatment Delayed, Deferred or Denied“ präsentiert und es gibt es die Möglichkeit mit Einsatzmitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen in Südafrika und Malawi zu sprechen. Telefonnummer:  001-703- 639-137, Stichwort  „Doctors Without Border press teleconference”