Krankenschwester Barbara Trattnig aus Wien ist von Jänner bis Juli 2016 auf ihrem ersten Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen: Sie leitet die Pflegeaktivitäten bei unserem Hilfsprojekt in Melut im Südsudan. In ihrem Blog berichtet sie über die Herausforderungen in der Anfangszeit, den ersten gemeisterten Meilenstein und wie unsere Hilfe zu den Menschen kommt.
Nach wochenlangem Warten und Bangen auf meinen Einsatz war es endlich soweit: Der lang ersehnte Anruf – und plötzlich ging alles sehr schnell. Zuerst konnte ich es nicht erwarten und dann war er da, der Tag des Abflugs!
- Destination: Südsudan
- Projekt: Melut
- Position: Leitung der Apotheke und der „Outreach“-Aktivitäten im Bereich Pflege
Angekommen in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, hat es dann angefangen: Meine Erfüllung eines Traumes.
But be careful with your dreams, sometimes it becomes reality!
(Pass auf, was du dir wünschst – es könnte Wirklichkeit werden!)
Nach einigen Einführungsgesprächen war er da, der Tag meines ersten Fluges mit einem Flugzeug von Ärzte ohne Grenzen. Angekommen in Melut wurde die Theorie der Besprechungen klarer und ich lernte mein neues Zuhause kennen.
Langsam wurde mir die Tragweite meiner Position bewusst. Doch wie kann ich all diese Erwartungen erfüllen? Was bedeutet es, als „Outreach Nure“, also als mobile Krankenschwester, aktiv zu werden? Fragen über Fragen, die es sich lohnt, in den nächsten sechs Monaten genügend oder hoffentlich ausreichend zu beantworten. Am meisten interessiert mich die Frage, wie weit die Theorie und die Praxis voneinander entfernt sind.
Abgeschnitten von der virtuellen Welt
Es gibt noch Orte, an denen die Internetverbindung nicht bzw. nur sehr sporadisch verfügbar ist. Das gibt mir aber auch die Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich ganz auf das Projekt einzulassen, ohne Ablenkung voll und ganz in Melut zu sein und sich mit dem Hier und Jetzt zu befassen. Dass ich mich nicht mehr in Österreich befand, wurde mir sehr schnell klar – schon nachdem ich meine Einschulung zum Thema Sicherheit hatte, denn die Sicherheit der Teams hat in diesem instabilen Kontext eine sehr hohe Priorität.
Ein weiterer Aspekt, um mich in das Projekt einzufühlen, war auch, die Kulturen dieses Landes zumindest im Überblick zu kennen und auch die politische Situation zu verstehen: Denn vor etwas mehr als zwei Jahren brach im Südsudan ein Konflikt aus, der 1,7 Millionen Menschen zur Flucht zwang - dazu kommen 1,8 Millionen Vertriebene innerhalb des Landes. Das jüngste Land der Welt befindet sich in einer humanitären Katastrophe, die Gewalt nimmt kein Ende und medizinische Versorgung ist für hunderttausende Menschen unerreichbar.
Wie die Hilfe zu den Menschen kommt
Unser Projekt in Melut ist mitten in einem Vertriebenenlager und wird „Dichtoma 1 und 2“ genannt. Weiters sind wir zwei Mal wöchentlich in einem „Lager zum Schutz der Zivilbevölkerung“ in einer UN-Schutzzone tätig, wo wir eine Klinik betreiben. Der „Outreach“-Part betrifft die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsfachkräften in den Gemeinden, auch „Community Health Worker“ genannt, die Dichtoma 1 und 2 versorgen. Sie berichten uns, wenn ihnen Familien auffallen, die eine Konsultation oder medizinische Betreuung benötigen. Dann wird gemeinsam die Familie besucht und beraten, welche Schritte eingeleitet werden müssen oder ob der Patient eine genauere Beobachtung benötigt.
Mein erster Meilenstein
Mein erstes größeres Projekt war der Umzug der Apotheke in ein neues Gebäude. Nachdem ich das OK von der Logistik erhalten hatte und die Klimaanlage zur Kühlung der Räumlichkeiten keine Probleme mehr machte, konnte ich mit der Planung beginnen. Natürlich habe ich auch einige Stolpersteine vergessen zu berücksichtigen. Eine meiner ersten Erfahrungen war daher: Meine Geduld sollte unendlich sein und wenn etwas heut nicht fertig wird, vielleicht ein anderes Mal! Die Probleme werden einfach als Herausforderungen angesehen und für den nächsten Plan habe ich dann sicherlich Wissen, dass ich weitergeben kann.
All die Boxen mussten gepackt und beschriftet werden – die Herausforderung war dann, nicht wieder ein systemloses Chaos in die neue Apotheke zu bringen. Wobei, das „vollkommene“ Chaos war es nicht, aber ein wenig Puzzle war es schon. Wo ist die Box? Da fehlt doch was? Zum Schluss war dann alles gut, alles in der neuen Apotheke verstaut und das Glücksgefühl machte sich breit. Jedes Mal, wenn ich die Apotheke betrete, überkommt mich ein Gefühl der Zufriedenheit und ich kann schon von einem kleinen Meilenstein reden, den ich gemeistert habe.
Respekt!!!!!!
Ich wünschte ich wäre dabei,um zu helfen.....
Bin selbst Krankenschwester.
Leider fehlt mir der Mut,bin sechs Jahre aus dem Beruf raus.....
Machen Sie weiter so.......Ganz viel Kraft und Zuversicht.
Liebe Barbara,
ich wünsche dir eine schöne, aufregende und erfüllende Zeit. . Viel kraft, Mut und wundervolle eindrücke
alles liebe
Ich bewundere Ihre Initiative! Toi toi toi weiterhin! Möge alles so laufen, wie Sie es sich wünschen!
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