„Passende und zeitgerechte Unterstützung“ - Die richtige Hilfe für Menschen in Flüchtlingssituationen

13.02.2013
Interview zum Humanitären Kongress (08. März 2013)
Südsudan 2012
Shannon Jensen
Jamam, Südsudan, 27.06.2012: Flüchtlinge im Südsudan.

Caroline Abu-Sada ist Ärzte ohne Grenzen-Expertin für humanitäre Hilfe. Sie wird beim Humanitären Kongress, der am 08. März 2013 in Wien stattfindet, an der Podiumsdiskussion „The Security Challenges of Refugee Camps in Borderlands“ teilnehmen. Vorab hat sie uns einige Fragen zu diesem wichtigen Thema beantwortet.

 

In welchen Flüchtlingslagern arbeitet Ärzte ohne Grenzen derzeit?

 

Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Moment in einer Reihe von Flüchtlingssituationen, nicht nur in Flüchtlingslagern, sondern auch in lose organisierten Flüchtlings-Ansiedlungen ebenso wie in so genannten Open Settings. So bezeichnet man Situationen in denen Flüchtlinge bei der ansässigen Bevölkerung Unterschlupf finden.Zu den Flüchtlingslagern zählen etwa palästinensische Lager im Libanon, das Lager Dadaab in Kenia, in dem vor allem somalische Flüchtlinge leben, das Lager Domiz für syrische Kurden im Irak ebenso wie das Al-Qaim-Lager für Syrer im Irak und die Flüchtlingslager im Südsudan. Beispiele für lose organisierte Ansiedlungen sind die Siedlungen der malischen Flüchtlinge oder auch solche in der Demokratischen Republik Kongo. In „Open Settings“ leben zum Beispiel syrische Flüchtlinge im Libanon.

 

Was sind die speziellen Herausforderungen der humanitären Hilfe in grenznahen Flüchtlingslagern?

 

In den Grenzgebieten liegt die Herausforderung für eine medizinische humanitäre Organisation wie Ärzte ohne Grenzen darin, dass die Menschen  meist vor einem Konflikt  fliehen, zum Beispiel in Somalia, Syrien, Mali oder  im Sudan. Sie haben also sehr schwierige Erfahrungen hinter sich, Gewalt, Entbehrungen, Leid und hatten kaum Zugang zu Medikamenten und medizinischer Versorgung. Deswegen ist es extrem wichtig, dass Staaten ihre Grenzen nicht zumachen und die Menschen, die vor Konfliktsituation fliehen, nicht zurückschicken. Der Zugang ist also eine Herausforderung. Eine andere liegt definitiv in der Fähigkeit, die passende und zeitgerechte Unterstützung zu geben.

 

Wie gehen Flüchtlinge mit der Unsicherheit ihrer Lage um, zum Beispiel weil sie nicht wissen, wann sie wieder nach Hause zurückkehren können?

 

Neben der medizinischen Hilfe für Flüchtlinge bemüht Ärzte ohne Grenzen sich sehr darum, Flüchtlingen Zugang zu psychologischer Betreuung zu geben. Zusätzlich zu der ohnehin schon schweren Last, die die Menschen tragen müssen, sind sie auch oft vor gewalttätigen Situationen geflohen, mussten ihre Familien, ihr Hab und Gut zurücklassen und befinden sich in einer sehr unsicheren, prekären Lage.

 

Wie nehmen die Menschen, für die Ärzte ohne Grenzen arbeitet, humanitäre Hilfe wahr?

 

Das kommt wirklich auf den Kontext an. Ärzte ohne Grenzen hat in zehn Ländern eine Umfrage unter verschiedenen Akteuren,  also auch den Patienten der Organisation gemacht. In der Umfrage wurde von den meisten Interviewten sehr gelobt und anerkannt, dass Ärzte ohne Grenzen eine qualitativ gute medizinische Versorgung bietet. Die beiden wichtigsten Faktoren für die Wahrnehmung einer humanitären Organisation sind die Angemessenheit der Leistungen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und deren Qualität.